Und eine moderne Ferienwohnung ohne Balkon sei eben nicht zumutbar. Für die Bauherren hat dies einen doppelten Effekt. Gleichzeitig sind sie, da sie in einem denkmalgeschützen Gebäude liegen, sogar steuerlich absetzbar. Viereinhalb Kilometer Stahlbeton ragen hinter den Dünen am Strand auf Rügen hervor. Der Hotel- und Gaststättenverband kritisiert dabei das öffentliche Engagement. Der Ausbau gefährde die Hotellerie, so der Vorwurf.
Markus Sommer-Scheffler von der Denkmalschutzbehörde des Landkreises Vorpommern-Rügen bedauert, dass sich bisher zu einseitig die wirtschaftlichen Interessen der Investoren durchgesetzt haben. So sehen sie die neuen Luxusobjekte von innen aus. Unterstützt wird das Vorhaben mit mehreren Millionen Euro. Für die Investoren ist der Denkmalschutz damit auch ein Steuersparmodell. Denkmalschutz als Steuersparmodell Die Nutzung ehemaliger Gebäude der Nationalsozialisten ist von je her umstritten. Es entsteht die größte Jugendherberge Mecklenburg-Vorpommerns. Ansonsten wäre es tot gewesen, wäre weiter verfallen.
Seebad Prora vollendet Und so bleibt der Koloss von Prora vorerst den Plänen der Investoren überlassen. Den Menschen auf Rügen sollte es eigentlich gut gehen. Zumal mit Blick auf das Meer. Auf eine Art wird der Koloss von Prora rund achtzig Jahre nach Baubeginn nun doch noch vollendet. Doch die Arbeitslosigkeit ist auf Rekordniveau und gleichzeitig explodieren die Immobilienpreise.
Verkaufsleiter Rico Gierke von der Berliner Immobilienfirma Myhome Irisgerd führt Interessenten durch eine Musterwohnung. Es steht die Frage im Raum, wie sie als Mahnmal dienen können und gleichzeitig genutzt werden können? Wo in der Nazizeit gut zwölf Quadratmeter für zwei Personen reichen sollten, entstehen jetzt große, moderne Ferienwohnungen für die ganze Familie, die sich auch mal ein bisschen Luxus gönnen will. Wie kaum ein anderes Gebäude symbolisiert der Koloss von Prora den Größenwahn der Nazis. Begleitet wird sie von wechselnden Ausstellungen wie hier über polnische Zwangsarbeiter. Museen, Galerien, ein Archiv sollten entstehen, mindestens 20 Prozent des Gebäudes sollten dafür reserviert sein. Seine Firma baut Block I von innen komplett um. Er träumt von einer neuen Stadt, die hier entstehen soll, mit Tausenden, die dann in Prora Urlaub machen.
Bedenken wegen der historischen Bedeutung des Gebäudes hört er von Kunden nie, erzählt er. Panorama 3 Sie kennen Fälle von Diskriminierung und sozialer Ungleichheit? Eigentlich sollte die Einheitlichkeit der Außenfassade gewahrt bleiben, in der sich der Machtgedanke der Nazis widerspiegelt. Die Architektur des Gebäudes sollte Macht ausstrahlen, im Seebad der 20. Denn das Gebäude steht seit 1994 unter Denkmalschutz. Die eine Hälfte wird von der Jugendherberge belegt, die andere Hälfte ist noch unsaniert.
Geschichte zweier Diktaturen Mit der Entwicklung erlebt Prora aber auch einen Aufschwung. Das Ostseebad Binz plant eine durchgehende Promenade, die Prora mit dem drei Kilometer entfernten Ort verbinden soll. Katja Lucke, Leiterin des privaten Dokumentationszentrums Prora gefällt das gar nicht. Dann wird die größte Hinterlassenschaft der Nazis belebt sein. Es scheitert vor allem am Geld: Weder der Landkreis noch das Land haben sich bislang bereit erklärt, maßgeblich in die Sanierung und den Aufbau eines solchen Zentrums zu investieren. Doch als der Krieg begann, wurden sie eingestellt: Hitler brauchte seine Arbeiter für den Krieg.
Und das Geschäft läuft gut: 80 Prozent der Wohnungen sind bereits verkauft. . Da ist er, der Konflikt. Dann schreiben Sie Panorama 3 Reporterin Elena Kuch! Hitler höchstpersönlich soll es in Auftrag gegeben haben. Makler Rico Gierke will hier demnächst eine Eisdiele eröffnen. Nur dass die neuen Bauherren von der Geschichte so gar nichts wissen wollen.
Und so schwindet mit den Balkonen, die dem strengen Denkmalschutz eigentlich entgegenstehen, auch ein Stück der symbolkräftigen Außenfassade. Modern designte Balkone und bodentiefe Fenster lockern die einschüchternde Fassade auf. Nur ein Block ist noch in öffentlicher Hand Nur Block V gehört noch dem Landkreis Vorpommern-Rügen. Im Gesetz stehe, dass der Denkmalschutz für Besitzer nur im Rahmen des Zumutbaren zu befolgen ist. Deshalb musste die Denkmalschutzbehörde die Bebauungspläne abnicken. Natürlich macht es Sinn, dass Ferienwohnungen Balkone haben. Doch über viele Jahre fand sich einfach kein Käufer.
Raymund Karg hat die Gebäude nach fast 20 Jahren für die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben verkauft. . . . .
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