FĂŒr Sally ist die Ă€ltere Frau ein RĂ€tsel. Beide haben ihr PĂ€ckchen zu tragen und erhalten durch die andere einen neuen Blick auf ihr Leben. Sie ist aus einer Klinik abgehauen, denn sie ritzt sich und stellt laut der Prognose eine Gefahr fĂŒr sich dar. Besonders die Arbeit mit der Erde, den FeldfrĂŒchten und in der Streuobstwiese lassen Sally immer mehr sich bei sich selbst ankommen. Der Roman gehört zu den BĂŒchern, die mich lange beschĂ€ftigen und begleiten werden und den ich nur wĂ€rmstens empfehlen kann. In einer zarten, einfĂŒhlsamen Sprache entwickelt der Autor die Geschichte der beiden Frauen.
Liss bewirtschaftet allein einen Hof zwischen Weinbergen und Feldern. Der Roman wirft einen Blick auf das Existenzielle, und Ewald Arenz lĂ€sst den Leser in einer stimmungsvoll wechselnden Wortgewandtheit und mit atmosphĂ€risch dicht beschriebenen Naturbildern teilhaben an einem entschleunigten Leben auf dem Land, wo vieles noch so ablĂ€uft, wie es schon immer gewesen ist. Wird es Sally und Liss gelingen wie bei der BestĂ€ubung der Bienen mit Puderzucker, die Milben der Vergangenheit allesamt hinter sich zu lassen, um ein freies, eigenstĂ€ndiges und glĂŒckliches Leben zu fĂŒhren? Als sie bei Liss zum ersten Mal eine Birne ist, die zu den Alten Sorten zĂ€hlt, hat sie das GefĂŒhl, endlich wieder etwas zu schmecken. Ihre Eltern bringen ihr wenig Liebe entgegen, sind vor allem abwesend und haben sie schon mehrfach wegen Selbstverletzung und Magersucht in eine Klinik gesteckt. Eine Geschichte und Sprache, die den Leser sofort in ihren Bann zieht und noch lange in den Gedanken bleibt. Der Autor erzĂ€hlt leise, eindrĂŒcklich, gibt jeder der beiden Frauen die passende Sprache. Sally und Liss: zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Sprachlich zaubert er Bilder, die die Einfachheit des Lebens auf dem Bauernhof mit viel Arbeit, aber auch dem groĂen VergnĂŒgen und der Zufriedenheit nach körperlicher Arbeit lebendig werden lassen. Da sind fĂŒr einmal keine Erwartungen. Einfach nur am Leben zu sein. Liss stellt kaum Fragen, nimmt das MĂ€dchen bei sich auf und gewĂ€hrt ihr Unterschlupf. Auf ihrer Flucht trifft Sally auf einem Weinberg auf Liss.
NĂ€her, als man oft im wirklichen Leben an seine Mitmenschen herankommt. Sie bricht aus, aus einem Leben, das sie nicht mehr aushĂ€lt. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Probleme der beiden Frauen zwar ernst genommen werden, aber nicht den Fokus dieses Romans bilden. Vielen Dank dafĂŒr, lieber Ewald Arenz. Fragen nach ihrer Vergangenheit blockt sie genauso wie Sally jene nach ihrer Gesundheit.
MĂ€rz 2019 Deutsches Apothekenmuseum 20. Wie gut es sich manchmal anfĂŒhlte, einfach am Leben zu sein. Als die beiden Frauen zufĂ€llig aufeinandertreffen und Sally Liss hilft, bietet diese ihr an, eine Nacht auf ihrem Hof zu verbringen. Zwei AuĂenseiter, die sich vom Charakter her Ă€hnlich sind; zwei Seelenverwandte, die mit seelischen Verletzungen aus ihrer Vergangenheit und ihrem Elternhaus zu kĂ€mpfen haben und sich zum Schutz eine harte Schale zugelegt haben. Doch Sally beginnt sich hineinzufinden und lernt eine unbekannte Seite des Daseins kennen, mit der sie bisher wenig in BerĂŒhrung gekommen ist. Als sich die beiden nun begegnen passen sie einfach gut zusammen. Die Sprache ist war etwas anspruchsvoller, aber gerade das gefĂ€llt mir daran besonders gut.
Eine sehr intensiv erzĂ€hlte Geschichte ĂŒber die aufkeimende Freundschaft zwischen zwei verletzten, ungleichen Frauen, die sich einander annĂ€hern und denen es durch ungesagte Zuneigung gelingt, einander zu helfen! Diese bittet Sally um Hilfe mit ihrem festgefahrenen Wagen und bietet ihr danach an, auf ihrem Hof zu ĂŒbernachten. Sie selbst schiebt die entsprechenden Erinnerungen weg. Fragen hasst sie am meisten, vor allem die nach ihrem Aussehen. Als sie bei Liss zum ersten Mal eine Birne ist, die zu den Alten Sorten zĂ€hlt, hat sie das GefĂŒhl, endlich wieder etwas zu schmecken. Indes haben Sallys Eltern die Suche nach ihrer Tochter nicht aufgegeben.
Sie ist voller Wut und auf der Flucht vor allem und jedem. Tut doch nicht so, als könnte ich entscheiden! Beide sind einsam, empfindsam, glauben sich von ihrer Umwelt missverstanden. In sehr emotionalen Momenten zerfĂ€llt die geordnete Sprache auch mal in eine Art Bewusstseinsstrom, wird chaotisch und spiegelt die GefĂŒhle der Figur eindrucksvoll wider. Aber wie in allen seinen Romanen gibt es so viel Neues zu entdecken, so viel kluge wĂ€rmende SĂ€tze zu genieĂen, so viel berĂŒhrende Augenblicke zu erfahren, dass man sich schon nach wenigen Seiten beschenkt fĂŒhlt. Die etwa 45-jĂ€hrige Frau stellt der 17-jĂ€hrigen keine Bedingungen, erwartet eigentlich nichts fĂŒr Kost und Logis. UneingeschrĂ€nkte Leseempfehlung fĂŒr dieses Buch.
Doch Sally beginnt sich hineinzufinden und lernt eine unbekannte Seite des Daseins kennen, mit der sie bisher wenig in BerĂŒhrung gekommen ist. Die beiden unterschiedlichen und irgendwie doch einander gleichenden Frauen nĂ€hern sich vorsichtig, gleichwohl nicht ohne Spannungen, einander an: Beide haben ihre Geheimnisse, ihre mehr oder weniger sichtbare Verletzungen. Und dem kann ich nur zustimmen! So erhĂ€lt der Roman zusĂ€tzliche Tiefe. Sowohl Liss als auch Sally werden mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Zwei fremde Menschen werden einander ĂŒber -lebenswichtig.
Im Mittelpunkt steht jeweils Sally oder Liss, sodass der Leser die Ereignisse auch aus verschiedenen Perspektiven erfĂ€hrt. Im Gegenteil, er erzĂ€hlt die Geschichte von Liss und Sally auf ihrem Weg der Selbstfindung! Sally, das MĂ€dchen, will weg. Den Blick auf das verschwindende Licht des Tages. Es ist nicht falsch, Fragen zu stellen. Schon beim ersten GesprĂ€ch der beiden stellt Sally fest, dass Liss anders ist als andere Erwachsene. Der Roman wirft einen Blick auf das Existenzielle, und Ewald Arenz lĂ€sst den Leser in einer stimmungsvoll wechselnden Wortgewandtheit und mit atmosphĂ€risch dicht beschriebenen Naturbildern teilhaben an einem entschleunigten Leben auf dem Land, wo vieles noch so ablĂ€uft, wie es schon immer gewesen ist. Das ist der Rainer StrauĂ.
Zumindest mir hat es die Augen geöffnet fĂŒr die Schnelllebigkeit der heutigen Gesellschaft, die dazu fĂŒhrt, dass sich viele Menschen ĂŒberfordert fĂŒhlen. Doch Liss widersetzt sich der Enge des Dorflebens, auch wenn sie an den Hof zurĂŒckkehrt. Sie hasst so ziemlich alles: Angebote, Vorschriften, Regeln, Erwachsene. Ihre Eltern bringen ihr wenig Liebe entgegen, sind vor allem abwesend und haben sie schon mehrfach wegen Selbstverletzung und Magersucht in eine Klinik gesteckt. Als sie Sally bei sich aufnimmt, zeigt sich schnell, wieviel die beiden Frauen eigentlich gemeinsam haben. Aber wie in allen seinen Romanen gibt es so viel Neues zu entdecken, so viel kluge wĂ€rmende SĂ€tze zu genieĂen, so viel berĂŒhrende Augenblicke zu erfahren, dass man sich schon nach wenigen Seiten beschenkt fĂŒhlt.