Am Ende bleibt die Frage, ob es das perfekte Geheimnis überhaupt gibt. Sehr viel Wein fließt an diesem Tisch, und am Ende schauen die meisten so zerstört drein, wie sie es innerlich sind, vor allem Karoline Herfurth lässt sich wunderbar gehen. Jede Nachricht wird vorgelesen, jedes Telefonat auf laut geschalten und jedes Bild, das empfangen wird, geteilt. Jeder lässt sich gegenseitig ausreden und die Geheimnisse sind übertrieben perfide und heimtückisch. Eva, in ihrer unterkühlt analytischen Art, gibt dabei den Takt an.
Die ersten Anrufe und Messages sorgen für Verblüffung und schamrote Gesichter. Filmdaten Originaltitel Format Scope Produktionsland Deutschland Produktionsjahr 2019 Regie Produzenten Buch Vorlage · · · Kamera Musik · · Schnitt Kinoverleih Constantin Erstaufführung 31. Leo, Pepe, Simon und Rocco kennen sich bereits seit der dritten Klasse und einen Einblick, was sie bereits alles zusammen durchgemacht haben, gibt der Ausschnitt einer Videoaufzeichnung zu Beginn. Für diesen Abend soll gelten: Alles, was übers Phone reinkommt, wird öffentlich gemacht. Ich weiß ja gar nicht wer hier was alles auf dem Kerbholz hat. Dieser sollte jedoch für Erwachsene sein und misslang. Das Ergebnis ist eine gelungene Mischung aus Unterhaltsamkeit und Tiefe.
Zum Glück würde ich überredet. Was sich anhört wie ein Lob, soll eigentlich ein Vorwurf sein. Da ist der erfolgreiche Mann, der die Elternzeit genommen hat, die ihn aber nicht befriedigt, weil die Mütter auf dem Spielplatz ihn nicht akzeptieren, bis auf jene, die ihm regelmäßig Nacktfotos von sich schickt. Stakkato-artig prasseln neue Nachrichten und Anrufe ein, halten die Runde in Schwung, bis zu einem unerwarteten Ende. Dagtekins Drehbuch punktet mit Wortwitz, treffsicheren Dialogen und viel Situationskomik.
Je mehr Alkohol getrunken wird, umso ausgelassener wird die Runde, in der einzig Pepe ohne Begleitung erschienen ist, obwohl die anderen ganz gespannt auf seine neue Freundin sind. Und wenn wir alles voneinander wissen würden, würden wir uns dann noch mögen? Auf jeden Fall sehenswert, dieser Film. Die Männer am Esstisch kommunizieren untereinander nur gestört oder gar nicht, ihre Erinnerung an die Kinderzeit ist schal geworden vom Wiederkäuen der ewig gleichen Anekdoten. Hier die Filmkritik als Videobetrag: Privatsphäre im Off-Modus Der letzte Satz aus der Mail klingt doch fast ein bisschen zu vertraut: »Wenn wir« alles voneinander wüssten, »würden wir uns dann noch mögen? Hauptaustragungsort des Kammerlustspiels ist eine noble Münchner Dachgeschoßwohnung, in die Schönheitschirurg Rocco Wotan Wilke Möhring und Psychologin Eva Jessica Schwarz zum Abendessen geladen haben. Und das sage ich als jemand, der sehr wohl bei Partys die Kamelle der unlustigen deutschen Komödie bringt. Hier zeigt sich erneut Dagtekins Talent für Dialoge. Bei einem launigen Abendessen lassen sich drei Frauen und vier Männer auf die spielerische Idee ein, alle Gespräche und Mittteilungen auf ihren Smartphones während der nächsten Stunden öffentlich zu machen.
Vermutlich könnte man diese Leute leichter ernst nehmen, wenn sie nicht so bescheuert gut aussehen würden. Das Schauspielerensemble harmoniert wunderbar miteinander, die Dialoge sind witzig und es gibt auch anrührende Momente. Hier wären mehr Konturen schön gewesen. Aber obwohl es zum Ende des Dinners unerwartet ernst und damit inhaltlich umso wichtiger wird, haben die Macher nicht den Mut, diesen Aspekt ihrer Geschichte dem Publikum mit auf den Weg zu geben. Spontan entschließen sich die Freunde zu einem Spiel: Alle legen ihre Smartphones auf den Tisch und alles, was ankommt, wird geteilt, Nachrichten werden vorgelesen, Telefonate mitgehört. Roccos Frau Eva Jessica Schwarz schlägt schließlich ein Spiel vor, bei dem alle Geheimnisse auf den Tisch kommen sollen. Das Spannendste: Lehrer Pepe hat seine neue Freundin Anna angekündigt.
Fazit: Für eine deutsche Komödie prima gelungen, lohnt sich. Aber insgesamt stimmt die Balance zwischen Unterhaltsamkeit und Tiefe, mit der es hier ans Eingemachte geht. Ebenso wie die Möglichkeiten ungenutzt bleiben, die Atmosphäre nachhaltig zu ändern, und statt einer Komödie eine bissige Gesellschaftssatire zu präsentieren, die das Leben im Zugzwang zwischen gesellschaftlicher Erwartung und ständiger Erreichbarkeit seziert. Hat dieses Schwulenbild nicht spätestens in den 1980ern aufgehört, irgendwie süß und lustig zu sein? Es ist eine Komödie und geht es nicht genau darum, etwas zu übertreiben? Rocco kocht gern und schlecht. Eine solch totale Transparenz dürfte in diesem vertrauten Freundeskreis wohl kein Problem sein, wo doch alle immer beteuern, keine Geheimnisse voreinander zu haben. Vielleicht ist das ja der soziale Kitt, den wir in diesen Zeiten brauchen.
Ti abbiamo appena inviato un messaggio al tuo indirizzo di posta elettronica. Leider hat man aus der Vorlage wirklich Themen, Dialoge und Witze 1:1 übernommen, was nicht wirklich nötig gewesen wäre. Meine Motivation gilt allein der Sache. Stattdessen konzentriert sich Regisseur Dağtekin auf seine unterschiedlichen Figuren, was sie nach all der Zeit, in der sie sich kennen, noch verbindet und was sie trennt. Filmtipp: Ein weiteres Kammerspiel, in dem ein Freundeskreis heftig aneinander gerät, ist 2018. Denn die kleinen Geräte sind längst mehr, als ein Mittel zur Kommunikation. Recht professionell und nicht ohne Hintersinn entwickelt Eva aus dieser moralischen Frage die Idee eines Spiels.
Auch die Frauen sind, wenn es um Beruf und Elternschaft und schließlich um die Frage geht, ob einer ihrer Kerle schwul ist, sprachlos und verklemmt. Für einige ist es vielleicht einfach nur belustigend zu sehen, wie diese Leute im Strudel der Anrufe untergehen und wie sie versuchen, sich zu wehren und gut dazustehen. Die ersten Anrufe und Messages sorgen für Verblüffung und schamrote Gesichter. Das perfekte Geheimnis ist im Vergleich noch untertrieben. Vieles, was man über jemand anderen gedacht, aber nie gesagt hat, wird ausgesprochen und verändert merklich die Stimmung, die nicht nur dann elektrisiert wird, wenn ein unerfülltes Liebesleben zum Thema wird. Jedoch nicht die Entlarvung bürgerlicher Scheinheiligkeit steht auf dem Menü, sondern die prinzipielle Frage nach der Ehrlichkeit in Paarbeziehungen. Die Ohrringe, die Thomas gekauft, aber nicht seiner Frau geschenkt hat, sind nämlich nicht etwa an die Fahrdienst-Kollegin gegangen.
Bewertung Keine Bewertung Fd-Nummer 46635 Genre Drama Komödie Alle Zeichen auf Spaß! Das dürfte beispielsweise meine Frau jetzt, zu recht, interessieren. Es sollte ein entspanntes Abendessen unter Freunden werden. Über das Ende lässt sich streiten aber im Vergleich zur französischen Variante italienische noch nicht gesehen ist die deutsche in jeder Hinsicht besser. Schon die ersten Minuten des neuen Ensemblefilms von Regisseur offenbaren allerlei Risse hinter der gutbürgerlichen Fassade. In der Türkei, in Südkorea und in Frankreich sind die jeweiligen Nachverfilmungen bereits vor längerer Zeit erschienen.